Wofür wir stehen

Die Deutsche Ornithologen-Gesellschaft (DO-G) ist eine der ältesten wissenschaftlichen Vereinigungen der Welt. Seit ihrer Gründung im Jahr 1850 sieht sie ihre Aufgabe darin, die Vogelkunde nach allen Richtungen zu fördern. Sie strebt dieses Ziel an durch:

  1. Die Herausgabe der Zeitschrift "Journal of Ornithology" (vormals "Journal für Ornithologie", gegründet 1853) und durch finanzielle Unterstützung der Zeitschrift "Die Vogelwarte" (Fortsetzung von "Der Vogelzug", gegründet 1930), mit Beiträgen aus allen Teilgebieten der wissenschaftlichen Ornithologie in deutscher und englischer Sprache.
  2. Die Vermittlung persönlicher Beziehungen zwischen den Ornithologen aller Länder. Hierzu bieten insbesondere die Jahresversammlungen Gelegenheit. Sie sind Wanderveranstaltungen mit Bevorzugung mitteleuropäischer Universitätsstädte. In ihrem Mittelpunkt steht ein reichhaltiges Vortragsprogramm mit Referenten aus vielen Ländern. Darüber hinaus bieten sie durch Diskussionen, Ausstellungen und Exkursionen weitere Anregungen.
  3. Fachliche und finanzielle Hilfestellung bei der Durchführung von Forschungsvorhaben; hierfür besteht ein spezieller Forschungsfonds.
  4. Finanzielle und ideelle Unterstützung und Auszeichnung von herausragenden wissenschaftlichen Arbeiten. Dazu stehen fünf Instrumente zur Verfügung: Die "ERWIN-STRESEMANN-Förderung", der "Ornithologen-Preis", der "WERNER-SUNKEL-Förderpreis", der "Preis der HORST-WIEHE-Stiftung" und der "HANS-LÖHRL-Preis".
  5. Fachliche Unterstützung von Vogelschutzvorhaben; hierfür stehen beratende Fachleute zur Verfügung.

Mitglied der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft kann jede Person werden, die an der Vogelkunde und ihrer Förderung ernsthaft interessiert ist. Die Gesellschaft verfolgt primär wissenschaftliche Ziele, ist also primär keine Vereinigung von Vogelliebhabern oder von Vogelschützern, sondern vereint alle, die aktiv oder passiv Anteil nehmen an der wissenschaftlichen Vogelkunde oder an einem ihrer Teilgebiete.

Die DO-G ernennt zudem Ehrenmitglieder und Korrespondierende Mitglieder.

Die Gesellschaft hat z.Z. rund 2.000 Mitglieder und ist damit auch eine der mitgliederstärksten wissenschaftlichen Gesellschaften in Europa. Rund 20% der Mitglieder kommen aus dem Ausland.


Chronik der Gesellschaft

Roland Prinzinger: 150 Jahre "Deutsche Ornithologen-Gesellschaft" im Jahr 2000

1845 treffen sich auf Einladung von E. BALDAMUS (1812-1893) 32 Ornithologen als Sektion der "GESELLSCHAFT DEUTSCHER NATURFORSCHER UND ÄRZTE". J. F. NAUMANN (1780-1857) präsidiert diese erste offizielle Versammlung (seit 1822 gibt es lockere Versammlungen). Eine Konsequenz dieses Treffens ist die Gründung der Zeitschrift "Rhea" durch F.A.L.THIENEMANN (1793-1858). Weitere offizielle Versammlungen finden 1846 in Dresden und 1847 in Halle a.d.S statt. 1850 rufen dann NAUMANN, BALDAMUS und v. HOMEYER (1809-1889) vom 1. bis 3.10.1850 die Versammlung Nr. 4 nach Leipzig ein. Hier wird eine vorläufige Satzung entworfen. Diese Tagung ist Geburtsstunde der heutigen DO-G. Auf der 5. Versammlung vom 11. bis 13. Juni 1851 in Berlin werden die Leipziger Beschlüsse bestätigt. Ein sechsköpfiger Vorstand (erster Präsident bis 1857 wird J.F. NAUMANN) leitet die "Deutsche Onithologen-Gesellschaft" (D.O.-G.). Bereits 3 Jahre nach ihrer Gründung hat der Verein 107 Mitglieder und 1858 knapp 230.
Die Zeitschrift "Rhea" muss nach nur zwei Ausgaben ihr Erscheinen einstellen (1846 u. 1849 je 1 Heft). BALDAMUS gründet 1849 die "Naumannia", die erstes offizielles Organ der DO-G wird. Zwischen BALDAMUS und JEAN CABANIS (1816-1906) kommt es zu Streit wegen des Inhalts der "Naumannia", weshalb CABANIS zusätzlich zu BALDAMUS ins Redaktionskomitee berufen wird. Der Streit zwischen beiden hält aber an. Als sich mit BALDAMUS keine Lösung abzeichnet, gründet CABANIS 1853 das "Journal für Ornithologie". 1854 wird es offizielles Organ der DO-G. 1858 wird die "Naumannia" dann eingestellt. Die Streitereien innerhalb der Gesellschaft über Führungsfragen und Inhalte gehen aber weiter. Aus den Auseinandersetzungen heraus entscheidet sich CABANIS zur Gründung eines neuen Vereins. Im J. Ornithol. 15 ruft er 1867 zur Gründung einer "Deutschen Ornithologischen Gesellschaft" (D.O.G.) auf. Das "Journal für Ornithologie" wird zu ihrem Publikationsorgan. Präsident der neuen Gesellschaft wird CABANIS. Die alte "Deutsche Ornithologen-Gesellschaft" besteht parallel dazu weiter. Zwischen 1870 und 1874 ebben die Streitereien innerhalb und zwischen den beiden Vereinen langsam ab. Beide Gesellschaften fusionieren dann im Mai 1875 in Braunschweig zur "Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft" DOG. Erster gemeinsamer Präsident (1876-1883) wird EUGEN FERDINAND v. HOMEYER, der beiden Vereinen angehörte. Diese Gesellschaft ist bis ins Kriegsjahr 1944 aktiv.
1894 kauft die DOG von CABANIS das Journal ab und übernimmt es in Eigenverantwortung der Gesellschaft! Die seit 1853 lückenlose Reihe der Zeitschrift endet zunächst im Kriegsjahr 1944 mit Bd. 92, von dem Heft 3/4 erst 1951 erscheint. 1951 kommt Bd. 93 mit Heft 1; die Hefte 2-4 erscheinen 1952. Damit ist das Journal für Ornithologie die älteste noch existierende ornithologische Zeitschrift der Welt. Mit dem Erscheinen von Heft 4, Bd. 140 (1999) umfasst das Journal inkl. vieler Sonderhefte rund 77.000 Druckseiten.
Nach dem Krieg, 1949, treffen sich Mitglieder der zwar existenten, aber nicht mehr aktiven DOG und fassen den Beschluss einer Wiederbelebung der Gesellschaft. Wegen den problematischen Besatzungsverhältnissen in Berlin will man gleichzeitig den Sitz der DOG in den Westen verlegen. Um nicht durch eine Satzungsänderung die Aufmerksamkeit der Ostberliner Behörden zu erregen, entschliesst man sich zu einer Neugründung mit dem Namen der alten, nicht mehr existenten, ersten "Deutschen Ornithologen-Gesellschaft DO-G". 1961 gelingt es, auch den Sitz der Ornithologischen Gesellschaft (DOG) von Ost-Berlin nach Radolfzell zu verlegen. Die Satzung wird weiterhin so geändert, dass beide Gesellschaften den gleichen Vorstand, die gleichen Organe etc. haben. Bis zum heutigen Tage existieren beide Gesellschaften nebeneinander, da eine Fusion aus rechtlichen Gründen nicht möglich war. Im Jahre 2000 konnten deshalb die deutschen Ornithologen in Leipzig nicht nur ihr 150-jähriges gemeinsames Vereinsbestehen feiern, sondern zusätzlich die Deutsche Ornithologen-Gesellschaft (DO-G) als 1950 neu gegründete Gesellschaft ihr 50-jähriges und die Deutsche Ornithologische Gesellschaft DOG ihr 125-jähriges Jubiläum.