Die Artenliste der Vögel Deutschlands
Benennt die DO-G Vogelnamen um?
29.07.2021 - In vielen Ländern haben es sich vogelkundliche Organisationen zur Aufgabe gemacht, die Namen der Vogelarten in der jeweiligen Landessprache aufzulisten und deren einheitliche Verwendung vorzuschlagen. Für Deutschland hat die Deutsche Ornithologen-Gesellschaft dazu eine Kommission aus Fachleuten berufen. Diese hat das Ergebnis ihrer intensiven Arbeit in den Jahren 2018 und 2019 vorgestellt und publiziert (siehe Downloads unten).
Eine weitere Kommission wurde zur Erstellung einer Weltartenliste "Deutsche Namen der Vögel der Erde" berufen. Diese konnte ihre Arbeit im Jahr 2020 veröffentlichen.
Bei beiden Listen wurde auf lange etablierte, eindeutige Artnamen zurückgegriffen und für Arten, die bislang keinen deutschen Namen hatten, ein möglichst passender gesucht. Unter den etwa 10.000 Vogelarten weltweit hat der größte Teil jetzt erst einen deutschen Namen erhalten und bei einem ebenfalls großen Teil wurden die bereits etablierten Namen unverändert übernommen. Echte Namensänderungen kamen bei relativ wenigen Arten vor.
Gleichwohl gab es jüngst in der Presse wie auch in den sozialen Medien teilweise irreführende oder übertriebene Berichte zu dem Thema, so dass wir eine Klarstellung für erforderlich halten. Lesen Sie hierzu eine ausführliche Stellungnahme unseres Präsidenten.
Downloads
Die ausführliche Artenliste von 2018 (Version 3.1) einschließlich der Begleitpublikation (Barthel et al. 2018):
Artenliste der Vögel Deutschlands V. 3.1 - Barthel & Krüger 2018
Sie findet sich auch in Heft 3 der Vogelwarte, Jahrgang 56 (2018), die im Januar 2019 an unsere Mitglieder ausgeliefert worden ist.
Das Oktavheft der Kurzfassung in aktueller Systematik von 2019 (Version 3.2):
Artenliste der Vögel Deutschlands V. 3.2 - Barthel & Krüger 2019
Für den eigenen praktischen Gebrauch ist diese Excel-Datei bestimmt, die lediglich die gültigen deutschen und wissenschaftlichen Namen in aktueller Systematik enthält:
Artenliste der Vögel Deutschlands V. 3.2 - Barthel & Krüger 2019 (XLSX)
Diese Excel-Tabelle kann für eigene Zwecke verwendet und bearbeitet werden, veränderte oder bearbeitete Versionen dürfen aber nicht an Dritte weitergegeben werden. Das Original steht frei verfügbar hier zum Download bereit.
Die DO-G übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt bearbeiteter, ergänzter oder veränderter Versionen dieser Tabelle.
© Deutsche Ornithologen-Gesellschaft, Radolfzell 2019
Weitere Erläuterungen zu den verschiedenen Versionen der Artenliste finden Sie im Text unten.
Bedeutung offizieller nationaler Listen
Nationale Artenlisten sind durch Entwicklungen in Systematik und Taxonomie, Anpassungen von Namen, Neunachweise und Statusänderungen ständig im Fluss. Sie sind als aktuelle Übersichten und Referenzgrundlage für andere ornithologische und avifaunistische Arbeiten wichtig und besitzen auch juristische Implikationen. Daher unterhalten weltweit große nationale wissenschaftliche Ornithologenvereinigungen eigene Kommissionen, die über die Seriosität solcher Listen wachen, so auch die DO-G.
Aufgaben der Kommission
Die Kommission „Artenliste der Vögel Deutschlands“
• hält Systematik und Taxonomie der deutschen Artenliste auf aktuellem Stand und folgt dabei konsequent der IOC-Liste,
• passt die wissenschaftlichen und gegebenenfalls deutschen Namen entsprechend an,
• überprüft die ersten fünf deutschen Nachweise von Vogelarten (nach deren Anerkennung durch die Seltenheitenkommission) auf ihre Validität und weist ihnen einen Status innerhalb der Kategorien A-E zu,
• verfährt ebenso mit ersten Brutnachweisen,
• kontrolliert nach biologischer Einschätzung und auf Basis überprüfbarer Quellen, ob Neozoen die Bedingungen für etablierte Vorkommen erfüllen,
• veröffentlicht relevante aktuelle Veränderungen in offiziellen Verlautbarungen in der Zeitschrift „Die Vogelwarte“ oder auf der Webseite der DO-G,
• bereitet fortlaufend aktualisierte Fassungen der deutschen Artenliste vor.
Geschichte
Die erste offizielle Artenliste der Vögel Deutschlands wurde 1964 unter Federführung des damaligen Herausgebers des Journals für Ornithologie und Vizepräsidenten der DO-G herausgegeben (Niethammer et al. 1964) und lieferte innerhalb Deutschlands für lange Zeit die Grundlage für Systematik, Taxonomie und Statuseinschätzungen.
1991 wurde die DO-G-Projektgruppe „Artenliste der Vögel Deutschlands“ geschaffen, die 1993 im Journal für Ornithologie eine neue Version publizierte, die der damals in Europa überwiegend benutzten Systematik von Voous folgte (Barthel 1993). Die Gruppe führte ihre Tätigkeit als Kommission der DO-G fort und veröffentlichte im Jahr 2005 eine aktuelle Fassung, in der, abweichend von anderen zeitgleich in Europa üblichen Listen, Systematik und Taxonomie konsequent an neue phylogenetische Erkenntnisse angepasst und erstmals verfeinerte Statusangaben geliefert wurden (Barthel & Helbig 2005). Eine englische Version dieser letzten Checklist bekamen 2006 die Teilnehmer des International Ornithological Congress in Hamburg (Barthel & Helbig 2006). Andere Länder näherten sich den dort gesetzten, zu einem großen Teil in Deutschland entwickelten Maßstäben später an.
Die aktuelle Fassung 3.1 (Barthel & Krüger 2018) enthält nach über 50 Jahren erstmals auch wieder alle in Deutschland nachgewiesenen Unterarten einschließlich erweiterter Statusangaben, ferner bei den wissenschaftlichen Namen deren Autoren und das Jahr der Erstbeschreibung sowie die offiziellen englischsprachigen Bezeichnungen. Veränderungen gegenüber der Vorgängerliste sind in einer ausführlichen Begleitpublikation erläutert (Barthel et al. 2018).
Da die DO-G nach einem Präsidiumsbeschluss in taxonomischen und systematischen Fragen seit dem Jahr 2018 der IOC-Weltvogelliste folgt, gilt dies natürlich auch für die deutsche Artenliste. Kurz nach deren Erscheinen wurden jedoch in der Weltliste gravierende systematische Umstellungen vorgenommen, was Auswirkungen auf die Reihenfolge der Arten in der aktuellen, separat gedruckten Kurzfassung der deutschen Artenliste 3.2 (Barthel & Krüger 2019) hatte. Sonst ist die kleine Liste mit der Langfassung von 2018 identisch, enthält aber keine Unterarten und englischsprachigen Bezeichnungen. Sie ist für die praktische, tägliche Arbeit und zum schnellen Nachschlagen gedacht. Hinsichtlich der Systematik sollte jedoch der Kurzfassung (Version 3.2) statt der ausführlichen Publikation (Version 3.1) gefolgt werden.
Aktualisierungen
Aktualisierungen, Ergänzungen und Korrekturen werden bei Bedarf auf der Webseite der DO-G vorgestellt. Eine komplette neue Version, an der die Kommission fortlaufend arbeitet, wird allerdings erst bei gravierenden Veränderungen erscheinen.
Korrekturen
In der Begleitpublikation zur Artenliste der Vögel Deutschlands (Barthel et al. 2018) wurde der explizite Hinweis auf die in der Liste erfolgte Trennung der bisherigen Saatgans Anser fabalis in die beiden Arten Waldsaatgans A. fabalis und Tundrasaatgans A. serrirostris vergessen.
In der Liste selbst (Barthel & Krüger 2018) fehlt bei der Pfuhlschnepfe Limosa lapponica auf S. 183 die nach der Nominatform zu ergänzende Unterart L. l. taymyrensis Engelmoer & Roselaar 1998, die aus dem nördlichen Sibirien stammend regelmäßig als Durchzügler in Deutschland erscheint.
Kontakt: Peter H. Barthel
Beide Listen (3.1 und 3.2) sowie eine Excel-Datei zum praktischen Gebrauch stehen oben auf der Seite zum Download bereit.