Preis der HORST-WIEHE-Stiftung
Diese Stiftung wurde 1993 mit einer Spende von Herrn Horst Wiehe errichtet; heute beträgt das Stiftungskapital 26.000 €. Mit diesem Preis werden herausragende Arbeiten über ökologische Themen der Ornithologie gewürdigt. Etwa alle zwei Jahre wird einem/-r Autor/-in ein Betrag von mindestens 1.600 € übergeben. Mitgliedschaft in der DO-G ist nicht vorausgesetzt.
Preisträger 2017: Prof. Dr. Hans-Heiner Bergmann
Ausgezeichnet wurde Prof. Dr. Hans-Heiner Bergmann für seine vielfältigen Studien zur Biologie der Vögel und sein breites Engagement um die Ornithologie.
Hans-Heiner Bergmann interessiert sich seit seiner frühen Kindheit in den 1940er Jahren leidenschaftlich für die Ornithologie und Fotografie. Zunächst herangeführt durch seine Großeltern und engagierte Lehrer, studierte er Biologie und Latein in Marburg. Seine Leidenschaft konnte er als akademischer Lehrer zunächst in Marburg und später in Osnabrück umsetzen. Er hat unzählige Publikationen verfasst: Bücher, über 100 fachwissenschaftliche Artikel, Aufsätze in populärwissenschaftlichen Zeitschriften, Tonträger und seit den 1990er Jahren vermehrt Tierfilme. Er ist Begründer der nach wie vor sehr aktiven Projektgruppe „Gänseökologie“ der DO-G und war von 1988 bis 1990 Generalsekretär der Gesellschaft.
Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Ethologie, dem Naturschutz, der Bioakustik und der Didaktik. Zahlreiche Reisen haben ihn unter anderem auf die Inseln des Mittelmeeres und Atlantiks sowie nach Russland geführt. Dabei ist er rastlos aktiv, immer auf der Suche nach Daten, Themen für Artikel, Aufsätze und Sammeln von Material.
Sein Schaffen lässt sich – Herbert Zucchi folgend – in Phasen einteilen: die Phase der Buchfinken, der Grasmücken, der Raufußhühner, der Brandenten, der Gänse sowie in jüngerer Zeit die der Ton- und Filmaufnahmen und der Herausgabe von Bestimmungsbüchern (unter anderem Vogelstimmen, Federn, Spuren).
Ein ganz wesentlicher Verdienst um die Ornithologie, der sich nicht oder nur indirekt in Publikationen messen lässt, ist, dass er auch als Hochschullehrer und als wissenschaftlicher Publizist zahlreiche Menschen an die Biologie und die Ornithologie oder ganz allgemein an Wissenschaft und Naturschutz herangeführt hat: mit breitem und tiefem Wissen, Geduld, Humor, Geschick und Vertrauen in ihre Fähigkeiten, mit hohem Engagement, Menschlichkeit und häufig langjähriger freundschaftlicher Unterstützung.
Stefan Garthe (Vorsitzender der Jury)
Halle (Saale), 30.09.2017
Bisherige Preisträger/-innen:
2014 Jens Hering
2014 Jens Hering
Den Preis der Horst-Wiehe-Stiftung 2014 erhielt Jens Hering für seine hervorragenden Studien an Vögeln (nicht nur) in Nordafrika.
Ausgebildet als Maschinenbaumonteur und Verwaltungsfachwirt, gehört Jens Hering seit frühester Jugend zu den aktivsten Ornithologen unseres Landes, die sich in ihrer Freizeit intensiv der Ornithologie als Wissenschaft widmen, und das sehr erfolgreich.
Seine vielen Auslandsreisen, davon allein etwa 30 Reisen nach Afrika, waren und sind gezielt auf die Erforschung der Vogelwelt Libyens, Ägyptens, Dschibutis, des Sudans, der Kapverden und der Azoren ausgerichtet.
Besonders hervorzuheben sind dabei seine Untersuchungen an Acrocephalus-Arten, wobei er entscheidend zur Klärung der Verbreitung und taxonomischer Fragestellungen des Teichrohrsänger-Komplexes (Acrocephalus scirpaceus) beiträgt. Bei weiteren Arten, u.a. Blassspötter, Chinadommel, Wachtel, Weißstorch, Kormoran, Zwergrohrdommel, Türkentaube, Sumpfohreule, Sperber, Steppenweihe, Dunkelente und Bekassine, erweitern er und seine Mitstreiter vorhandene Erkenntnisse.
Auf seinen Expeditionen spielen auf der einen Seite die Erforschung des Vorkommens der Arten, aber auch Naturschutzaspekte auf der Basis der Untersuchungen zu Habitatansprüchen und Brutbiologie eine große Rolle.
Seine Publikationsliste mit mehr als 100 Artikeln, bei denen er in der Mehrzahl der Fälle Erstautor ist, spricht für sich.
2012 Petra Quillfeldt
2012 Petra Quillfeldt
Den Preis der Horst-Wiehe-Stiftung erhielt Prof. Dr. Petra Quillfeldt von der Universität Gießen in Anerkennung ihrer langjährigen Arbeiten an Seevögeln der Südhemisphäre.
Seit 1995 untersucht Petra Quillfeldt Sturmschwalben, Sturmvögel, Sturmtaucher und Pinguine, daneben aber auch Magellangänse und Scharben in der Antarktis bzw. auf den Falkland-Inseln sowie Sittiche in Argentinien.
Das Hauptaugenmerk ihrer Forschung liegt in der Untersuchung der Ökologie lang lebender Vogelarten und ihrer Reaktion auf Veränderungen in marinen bzw. terrestrischen Ökosystemen. Dabei spielen die aktuellen Klimaänderungen eine besondere Rolle. Ein wichtiger Bereich sind nahrungsökologische Fragestellungen, wozu sie direkte Nahrungsanalysen, Radio-Telemetrie, Datenlogger, stabile Isotopen und Fettsäure-Signaturen kombiniert. Ein weiteres Arbeitsfeld sind die Molekulare Ökologie und die Artbildung bei Seevögeln. Darüber hinaus beschäftigt sich Frau Quillfeldt mit Parasiten sowie mit endokrinologischen und immunologischen Fragen. Ihre verhaltensökologischen Untersuchungen an Seevögel beinhalten insbesondere die Eltern-Küken-Interaktionen und sie schließen die hormonelle Steuerung des Verhaltens ein.
Frau Quillfeldts Arbeiten mit ihren multidisziplinären Ansätzen haben unser Verständnis über die Ökologie insbesondere der Arten der kalten Regionen stark erweitert. Hervorzuheben ist außerdem, dass ihre Arbeiten auch in Management- und Aktionspläne sowie in Ausweisungen von "Important Bird Areas" einflossen.
2007 Gilberto Pasinelli
2007 Gilberto Pasinelli
Honorierte Arbeit: Ökologie Spechte
2005 Stefan Garthe
2005 Stefan Garthe
Honorierte Arbeit: Ökologie und Schutz von Meeresvögeln
2003 Hans-Ulrich Peter
2003 Hans-Ulrich Peter
Honorierte Arbeit: Antarktische Seevögel
Laudatio: Vogelwarte 42: 274-275
2001 Thomas Lubjuhn
2001 Thomas Lubjuhn
Honorierte Arbeit: Molekulargenetische Basis der Paarbindungssysteme
Laudatio: J. Ornithol. 143: 117
1996 Peter Becker
1996 Peter Becker
Honorierte Arbeit: Populationsbiologie der Seeschwalben
Laudatio: J. Ornithol. 138: 247