Bericht über das Frühjahrstreffen von Till Töpfer
Vom 14. bis 16. Februar 2025 fand auf Einladung der Kollegen der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen, Martin Päckert und Frederik Albrecht, das diesjährige Frühjahrstreffen der Fachgruppe in Dresden statt. Die Inhalte des Treffens bestanden sowohl in aktuellen sammlungstechnischen als auch in sammlungsforschungsbezogenen Themen.
So berichteten Sylke Frahnert und Pascal Eckhoff über die Fortschritte bei der Sanierung des Gebäudeflügels des Berliner Naturkundemuseums, der auch die Vogelsammlung beinhaltet. Neben der anspruchsvollen Logistik der Sammlungsum- und Zwischenlagerung insbesondere der Standpräparate präsentierten die beiden Referierenden auch die Methodik und Ergebnisse einer parallel durchgeführten Biozidanalyse. Außerdem wurde die Konzeption der temporären Auslagerung von Bibliotheks- und Archivbeständen vorgestellt, die während der Baumaßnahmen zugänglich bleiben werden. Der Beitrag lieferte auch eine Vielzahl von Ansatzpunkten zum Austausch über die (arbeitsschutzgerechte) Restaurierung von Präparaten sowie die Digitalisierung von Objektdaten.
In ihrem schönen Übersichtvortrag stellte Tamara Emmenegger nicht nur die Vogelsammlung des Museums Luzern vor, sondern ermöglichte uns auch Einblicke in die aktuelle Zusammensetzung der zoologischen Sammlung. Die Vogelsammlung entstand zu Beginn des 19. Jahrhunderts um die historisch bedeutende Kernsammlungen herum, die insbesondere die lokale Avifauna repräsentieren und entsprechend inhaltlich bis in den derzeitigen Ausstellungsbetrieb ausstrahlen. Daneben gibt es interessante Präparate aus Grönland sowie ein Paar des inzwischen ausgestorbenen australischen Paradiessittichs.
Die Planung eines gemeinsamen europäischen Projektes für ein Vogeltypen-Portal wurde von Till Töpfer vorgestellt. Das sich derzeit in einer konzeptionellen Phase befindliche Projekt soll neben der Mobilisierung und digitalen Verfügbarmachung bestehender Daten aus Typenkatalogen auch die aktuellen Aufbewahrungsorte von Typusexemplaren dokumentieren sowie die virtuelle Zusammenführung von Typenserien ermöglichen.
In seinem Beitrag zur Makroevolution von Meisen stellte Thomas Tietze überblicksartig Erkenntnisse seiner Arbeit und der anderer Forschender vor, die u.a. aus der Verbindung von biogeographischen, bioakustischen und molekulargenetischen Untersuchungen resultieren. Dabei legte er besonderen Wert auf die Darstellung möglicher Ursprungszenarien einzelner Verwandtschaftsgruppen, bei der auch Methoden künstlicher Intelligenz zur Anwendung kamen. Ebenso wurden die Effekte unterschiedlicher Klimaszenarien bei verschiedenen Meisengruppen anhand von Nischenmodellierungen untersucht. Offenbar eignet sich die Familie Paridae als Modelgruppe hervorragend, um miteinander verwobene Merkmalsmuster zu analysieren, weshalb zu den Meisen wohl auch perspektivisch weitere, z.B. phylogenomische bzw. funktionelle Erkenntnisse zu erwarten sind.
Spannende Einblicke in aktuelle sammlungsbezogene Forschungsarbeiten am Dresdner Museum ermöglichten Frederik Albrecht und Martin Päckert mit ihren Beiträgen zur Phylogeographie des eurasischen Zaunkönigs und zur Populationsgenetik der Rebhühner in Sachsen. Während es im ersten Beitrag um geographische Differenzierungsmuster in kontinentalem Ausmaß ging, fokussierte der zweite auf mögliche zeitliche Unterschiede in der genetischen Zusammensetzung einer regionalen Vogelpopulation, die durch anhaltende Bestandsrückgänge sowie kaum dokumentierte Aussetzungen vermutlich erhebliche Veränderungen erfahren hat. Beiden Arbeiten ist gemeinsam, dass sie einen substantiellen Anteil von Proben aus Präparaten verschiedener Vogelsammlungen beinhalten, was einmal mehr die Relevanz ornithologischer Sammlungen als Ausgangspunkt und Ressource für zeitgemäße wissenschaftliche Untersuchungen belegt. Nicht zuletzt können die Referenten so auch zeigen, dass sammlungsbezogene Studien durchaus Bedeutung für die aktuelle Artenschutzarbeit an bedrohten Vogelarten haben können.
Dank eines entspannten Zeitplans konnten sich die Teilnehmenden dem Austausch über die Beiträge in einer Ausführlichkeit widmen, wie es bei anderen Arbeitstreffen sonst kaum möglich ist. Dies führte zu sehr lebhaften Gesprächen, in denen spezifische Erfahrungen und Lösungsmöglichkeiten im Sammlungsbetrieb intensiv diskutiert werden konnten. Wir danken den Organisatoren daher herzlich für ihre Gastfreundschaft und für die zwanglose Gestaltung des vielfältigen Programms!
Till Töpfer