Preisträger 2015
Jan Engler
Mit dem Hans-Löhrl-Preis 2015 wurde Herr Jan Engler für seine Untersuchungen zur Verbreitungsdynamik von zwei Spötterarten (Orpheus- und Gelbspötter) sowie des Zitronenzeisigs (Engler et al. 2013, J. Evol. Biol. 26: 2487-2496 und 2014 J. Ornithol. 155: 657-669) ausgezeichnet.
In diesen Arbeiten verbindet er moderne Methoden der Verbreitungsmodellierung mit dem Expertenwissen über die behandelten Arten. Mit einer solchen Methodenkombination gelingt es ihm, Verzerrungen im Datenpool erkennenbar zu machen und zu korrigieren.
Die vorher erstellten klimabasierte Verbreitungsmodelle der beiden Spötterarten litten unter einer beträchtliche Diskrepanz zwischen potenzieller und realisierter Verbreitung. Jan Engler konnte zeigen, dass es die Interaktionen zwischen den beiden Schwesterarten sind, die der Ausbreitung Schranken setzen. Hieraus ergeben sich interessante weitere Aspekte für die Dynamik von Hybridzonen im Zuge von Klimaänderungen.
Das Fehlen des Zitronenzeisigs in potenziell geeigneten Gebieten am Nord- und Ostrand seines Verbreitungsareals erklärt Herr Engler hingegen aus einer Kombination von fehlenden Ressourcen und dem Mangel an Wintergebieten, welche für die Art erreichbar sind. Er zeigt exemplarisch, dass in den Modellen von potenziellen Verbreitungsgebieten einerseits der gesamte Jahreslebensraum (also das Brutgebiet und das Winterareal) und andererseits artspezifische Limitierungen wie z. B. die Fähigkeit, lange Strecken zu fliegen, Berücksichtigung finden müssen.
Darüber hinaus hat Herr Engler im Themenkreis Artverbreitungsmodelle und Habitatmodellierung noch weitere wegweisende Arbeiten publiziert. Besonders lobenswert ist sein Engagement für die Zeitschrift „Vogelwarte“, in der er die Rubrik „Forschungsmeldungen“ zusammen mit zwei Kollegen etabliert hat und diese mit attraktiven Nachrichten beliefert.
Dr. Karl Schulze-Hagen
Dr. Bernd Leisler
Prof. Dr. Hans Winkler
Überreicht auf der 148. Jahresversammlung der DO-G in Konstanz am 1. Oktober 2015