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Preisträgerin 2025

Dr. Renate van den Elzen

Die Fachgruppe „Ornithologische Sammlungen“ der DO-G vergibt den diesjährigen Maria-Koepcke-Preis an Frau Dr. Renate van den Elzen aus Wien für ihr außerordentlichen Verdienste um die Weiterentwicklung, Sichtbarmachung und Erforschung von Vogelsammlungen sowie für ihr Engagement in der DO-G-Fachgruppe „Ornithologische Sammlungen“. Mit ihrer Arbeit hat die Preisträgerin zudem die Bedeutung sammlungsbezogener Forschung hervorgehoben und so zu einer höheren Wertschätzung naturhistorischer Sammlung beigetragen.

Die gebürtige Wienerin Renate van den Elzen begann im Jahre 1965 ihr Studium an der Universität Wien in den Fächern Zoologie, Botanik und Psychologie, welches sie mit einer Doktorarbeit zum Nahrungserwerb der Bartmeise abschloss. Von 1974 bis 2012 war sie Kustodin der Vogelsammlung des Museum Koenig in Bonn. Diese Zeit war geprägt von bedeutenden Veränderungen in der inhaltlichen und strategischen Ausrichtung des Bonner Museumsbetriebs, in deren Folge sich das Haus als Forschungseinrichtung in der Leibniz-Gemeinschaft verankern konnte. Renate van den Elzen spielte dabei eine aktive Rolle, konnte aber ihre eigenen Forschungsarbeiten parallel weiterführen. Ihre wissenschaftlichen Tätigkeiten waren und sind vielfältig und nicht auf die Museumsornithologie beschränkt. Schwerpunkte bilden systematische und ökologische Studien an verschiedenen Finken und Prachtfinken, oftmals kombiniert mit Feldarbeiten in Subsahara-Afrika. Hinzu kommen klassische sammlungsbezogene Themen, wobei ihre sehr gute internationale Vernetzung zum Tragen kommt. So flossen ihre umfangreichen Recherchen über Typus-Exemplare nicht nur in die zwei Typen-Kataloge des Museum Koenig ein, sondern fanden auch Eingang in diesbezügliche Publikationen anderer Museen. Während ihrer Zeit als Kustodin etablierte Renate van den Elzen zudem eine enge Anbindung an die Bonner Universität, so dass sie vielfach als Betreuerin verschiedenster biologischer Abschlussarbeiten Bonner Studierender agierte.

Aber auch in der nicht-universitären Wissensvermittlung hat die Preisträgerin ihre Spuren hinterlassen: ihr Anteil an der Gestaltung des in den frühen 2000er Jahren überarbeiteten ornithologischen Bereichs der Dauerausstellung am Museum Koenig ist hier besonders hervorzuheben. Dieser sehr vielfältige Ausstellungsteil reichte von Aspekten der Vogelsystematik über ökologische Themen bis hin zu artenschutzrelevanten Darstellungen und schuf so eine Brücke von der ornithologischen Fachwissenschaft zum breiten Publikum. Ein Charakteristikum der Arbeit von Frau van den Elzen ist zudem die häufige Kooperation mit Vogelhaltern und -züchtern, in deren Folge eine Reihe von Publikationen entstanden, darunter Handbücher, die als deutschsprachige Standardwerke der Vogelhaltung Bestand haben. Nach ihrer Pensionierung zog sie wieder zurück nach Wien, und setzt dort ihre Arbeit in und für die Vogelsammlung des Naturhistorischen Museums fort.
Und auch innerhalb der DO-G, der sie 1971 beitrat, hat sich Renate van den Elzen verdient gemacht. Zunächst von 1990 bis 1996 als Schriftführerin tätig, fungierte sie von 2003 bis 2009 als zweite Vizepräsidentin der Gesellschaft, und übernahm damit als erste Frau überhaupt ein DO-G-Vorstandsamt. Außerdem ist sie Mitglied der Kommission „Deutsche Namen der Vögel der Erde“ und ko-organisierte im Jahr 1988 die 100. Jahresversammlung der DO-G in Bonn, die als Jubiläumstagung im festlichen Rahmen am Museum Koenig stattfand. Von besonderer Bedeutung für die Fachgruppe „Ornithologische Sammlungen“ ist natürlich ihre langjährige Aktivität als deren erste Sprecherin (2000-2012). Sie machte die Gruppe zu einem Forum für den fachlichen Austausch zwischen Vogelkustoden des deutschsprachigen Raums und darüber hinaus für alle an diesen Sammlungen Interessierten. Durch gemeinsame Projekte verstand sie es nicht nur, der Fachgruppe Sinn und Inhalt zu geben, sondern diese auch zu einer tatsächlichen Gemeinschaft zu entwickeln. Besonders hervorzuheben sind dabei die Erstellung einer Übersicht über die Vogel-Typen-Exemplare in deutschen Sammlungen im Rahmen von GBIF sowie die von ihr maßgeblich koordinierte Fertigstellung des Handbuchs „Vögel vermessen“.

Die Deutsche Ornithologen-Gesellschaft würdigt mit der Vergabe des Maria-Koepcke-Preis an Frau Dr. Renate van den Elzen somit eine hochverdiente Fachkollegin, deren jahrzehntelange ornithologische Aktivitäten vorbildhaft für kooperative wissenschaftliche Sammlungsarbeiten und deren Vermittlung stehen.

Für die Jury

Dr. Till Töpfer


Überreicht auf der 157. Jahresversammlung der DO-G
Wien
den 21. September 2025